Seidenschals Reise
Am Dorfplatz liegt ein Seidenschal
Und dreht sich sanft im Kreise.
Da weht der Westwind durch das Tal,
Nimmt ihn auf eine Reise
Durch Wälder, Wiesen Bergeshöh’n.
Er senkt sich beim Geglitzer:
Am Bächlein bleibt ein Mädchen steh’n,
Sie ist jetzt Schalbesitzer.
Fortan, sie trägt ihn, hegt ihn gar,
Zeigt ihn bei jeder Feier.
Obwohl der Schal ein Fundstück war,
Ist er ihr lieb und teuer.
Bis eines Tags, sie tat ihn ab,
Sich Luft und Wind erhoben
Und der, der ihr den Schal einst gab,
Zog ihn zurück nach oben.
Zog ihn zurück durch Wälder, Wiesen
Und vorbei an Flüssen
Und schließlich auch an eben diesen
Dorfplatz - auf mein Kissen.
Dort träumt ich tief im Märchenschlaf
Von Mädchen, Reisen, Festen,
Dass ich den Schal jetzt haben darf,
Finde ich am besten.